Fachkräftemangel

Arbeitgeberattraktivität von Fusionsgemeinden

Der Blogbeitrag fasst die Ergebnisse einer Befragung zur Veränderung der Arbeitgeberattraktivität von Fusionsgemeinden zusammen und schliesst mit Handlungsempfehlungen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität.

24.01.24


Ein Beitrag von Sarah Joho und Achim Lang

Gemeindeverwaltungen beklagen einen starken Fachkräftemangel und haben Mühe neue Mitarbeitende zu finden. Besonders bei kleinen Gemeinden scheint die Arbeitgeberattraktivität nicht besonders hoch zu sein. Aus diesem Grund wird eine Gemeindefusion häufig als Chance begriffen, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Bislang ist jedoch nicht bekannt, ob Fusionsgemeinden tatsächlich eine höhere Arbeitgeberattraktivität aufweisen. Diese Thematik wurde in einer Studie genauer untersucht. Ziel war, die Veränderung der Arbeitgeberattraktivität durch eine Gemeindefusion zu untersuchen. Die Resultate berücksichtigten neben verschiedenen Gemeindegrössen auch die Bedürfnisse der unterschiedlichen Generationen auf dem Arbeitsmarkt.

Die Analyse basiert auf einer Umfrage bei den deutschsprachigen Fusionsgemeinden der letzten zehn Jahre, um die entsprechenden Erfahrungen der Mitarbeitenden aus der heutigen Praxis zu ziehen. Die Online-Befragung wurde im Zeitraum vom 3. bis 10. Mai 2023 durchgeführt. Es nahmen 147 Personen an der Umfrage teil und 122 Personen beantworteten den Fragebogen vollständig. Die Ergebnisse der Umfrage lassen erkennen, dass sich die Zufriedenheit der Mitarbeitenden nach der Fusion kaum verändert hat:

  • Bei den Fringe Benefits ist eine Steigerung der Zufriedenheit ersichtlich. Die Erhebungen haben ergeben, dass sich die Zahl an Zusatzleistungen mit der Fusion erhöht hat. Es ist vorstellbar, dass die Angebote nach der Fusion zusammengeführt wurden und somit ein Mehrwert geschaffen wurde.
  • Die Zusammenarbeit im Team wird, ebenso wie Wertschätzung, nach der Fusion negativer bewertet und lässt sich mit der Konstellation von neuen Teams nach einer Gemeindefusion erklären. Viele der Teilnehmenden haben angegeben, dass sie seit der Fusion in ihren Teams vermehrt mit Konflikten konfrontiert sind.
  • Bei den Arbeitszeitmodellen ist kaum eine Veränderung ersichtlich, da nach der Fusion kaum neue Modelle hinzugekommen sind.
  • Bei den Resultaten des Handlungs- und Ermessensspielraums sind nach der Fusion keine Effekte der Gemeindegrösse erkennbar. Auffällig ist jedoch, dass sich die Einschätzungen zwischen den Generationen deutlich unterscheiden. Wird der Handlungs- und Ermessensspielraum nach der Fusion von den Babyboomern noch deutlich positiv gesehen, so ist die die Einschätzung der Generation X nur leicht positiv, bei der Generation Y neutral und bei der Generation Z deutlich negativ.
  • Für die beiden Kriterien Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sind die Veränderungen der Zufriedenheit durch die Fusion nur gering positiv oder kaum ausgeprägt.

Betrachtet man die Ergebnisse aufgeschlüsselt nach Gemeindegrösse, dann fällt auf, dass sich die Arbeitgeberattraktivität wenn überhaupt, dann besonders für Kleingemeinden nach der Fusion erhöht, da diese dadurch mehr finanziellen Spielraum für Gehaltserhöhungen, Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten haben. Dagegen berichten grosse Gemeinden, dass sich dort keine Veränderungen eingestellt haben. Bei den mittleren Gemeinden überwiegen die negativen Aspekte. Mittelgrosse Fusionsgemeinden haben offensichtlich Mühe, interne Prozesse, Strukturen und das Binnenklima nachhaltig zu verbessern. Wahrscheinlich sind diese trotz Fusion immer noch nicht gross genug.

Bei den Generationen gibt es meist nur punktuelle Unterschiede in den Einschätzungen zur Wirkung einer Gemeindefusion. Lediglich die Babyboomer haben eine deutlich negativere Sicht als die drei anderen Generationen.

Daraus ergeben sich einige Handlungsempfehlungen:

  • Fokus auf das Betriebs- und Arbeitsklima: hier gilt es, die Kaderpersonen für das Thema zu sensibilisieren und im Umgang mit Change-Management zu schulen. Generell scheint die Teamführung bei grösseren Gemeindeverwaltungen noch steigerungsfähig zu sein.
  • Bessere interne Kommunikation der Veränderungen/Verbesserungen durch die Gemeindefusion, um Ängste abzubauen und positive Beispiele zu setzen.
  • Gemeindefusionen sollten eine bestimmte Grösse erreichen. Ab einer Bevölkerung von 10000 bei der fusionsbereiten Gemeinde wird die Fusion später zumindest als neutral wahrgenommen.
  • Die Zusammensetzung der Mitarbeitenden hinsichtlich ihrer Generationenzugehörigkeit im Blick haben, besonders wenn die Babyboomer einen Grossteil der Mitarbeitenden stellen.

Sarah Joho ist Verwaltungsleiterin und Gemeindeschreiberin I in Unterentfelden (AG)

Dr. Achim Lang ist Dozent und Fachstellenleiter am Institut für Verwaltungs-Management der ZHAW