SGVW-Herbsttagung 2022: Partizipation im öffentlichen Sektor

Die Partizipation der Bevölkerung am staatlichen Handeln hilft bei der Bewältigung komplexer Problemstellungen und bei der bedürfnisorientierten Leistungserbringung durch die öffentliche Hand. Das war die Arbeitshypothese für die SGVW-Herbsttagung 2022 mit über 100 Gästen aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

05.08.22


Eckdaten der Herbsttagung 2022

Thema der TagungPartizipation im öffentlichen Sektor
Datum13. Oktober 2022
OrtEventforum, Bern
TagungsleitungProf. Dr. Caroline Brüesch
Vorstandsmitglied SGVW und Leiterin des
Instituts für Verwaltungs-Management IVM der ZHAW
Partner der SGVWSAGW, NOVO Business Consultants AG, KPMG, ZHAW-IVM
TagungspartnerDachverband Schweizer Jugendparlamente, Civic Lab,
Staatslabor, Risikodialog, KPMG, ZHAW-IVM
KontaktSGVW Geschäftsstelle
Email: [email protected]
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Präsentationen (PDFs)Brüesch: Einführung ins Tagungsthema
Mertes & Seonbuchner: Citizentalk
Schöll: Traditionelle Partizipation und eID
Golder: Soziale Medien und Partizipation
Serdült: DigiPart-Index 2022
Städtepanel: Auswertung Citizentalk
Session 1: Design eines partizipativen Prozesses
Session 3: Innovation und Partizipation
Session 5: Gemeinsam Lösungen gestalten
Session 6: 7 Thesen zur partizipativen Verwaltung

Die Lösung komplexer Problemstellungen, die Schaffung von Public Value in pluralistischen Gesellschaften und die Entwicklung nutzerzentrierter Dienstleistungen bei gleichzeitig wachsender technologischer Dynamik, sind allesamt Herausforderungen, welche die öffentliche Verwaltung nicht mehr allein meistern kann.

In der Praxis und Forschung wurden deshalb Management-Konzepte entwickelt oder aus der Privatwirtschaft übernommen, die stark auf eine verstärkte Partizipation unterschiedlicher Anspruchsgruppen am Verwaltungshandeln setzen.

In der Alltagssprache bedeutet Partizipation Teilnahme, Teilhabe oder Beteiligtsein. Eine partizipative Verwaltung ist entsprechend eine Organisation, die unter Einbezug der Betroffenen handelt und sich selbst unter Einbezug der Betroffenen konstituiert und weiterentwickelt, wobei der Grad oder die Qualität des Einbezugs variieren kann; von der Information über die Zusammenarbeit bis hin zur Mitentscheidung.

Der Einbezug der Bevölkerung ins staatliche Handeln hat in der Schweiz gute Tradition. Mehr als in anderen Ländern hat die Schweizer Bevölkerung formellen Einfluss auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, nach deren sich die Verwaltung zu richten hat. Auch finden sich immer mehr Beispiele, wie die Schweizer Verwaltung sich – formell oder informell – mit der Bevölkerung berät und mit ihr in bestimmten Themenfeldern (z.B. Verkehrs- oder Umweltpolitik) aktiv zusammenarbeitet.

In den Management- und Verwaltungswissenschaften sind es weiter konkrete Konzepte wie Open- oder Co-Innovation, Ko-Kreation oder Ko-Produktion, die stark auf die Partizipation der Bevölkerung setzen.

Die Entwicklung und Umsetzung solch partizipativer Prozesse und Strukturen stellt für die Verwaltungspraxis weiterhin eine grosse Herausforderung dar. Es fehlt an strukturiertem Erfahrungswissen, welchen Kriterien und Prinzipien solche Prozesse und Strukturen genügen müssen, um die intendierte Wirkung zu entfalten.

Hinzu kommt neu, dass der technologischen Dimension der Partizipation verstärkt Beachtung geschenkt wird. Treiber davon sind die Smart City-Bewegung sowie die stärker werdende Präsenz von e-Government und Open Government in der Schweiz.

Fragestellungen und Programm der Herbsttagung 2022

An der Herbsttagung 2022 der Schweizerischen Gesellschaft für Verwaltungswissenschaften SGVW standen die folgenden Fragestellungen im Zentrum:

  • Welche positiven und negativen Auswirkungen hat eine verstärkte Mitwirkung der Bevölkerung am Verwaltungshandeln?
  • Wie lassen sich Verwaltungsprozesse und -strukturen gestalten, damit nutzenstiftende Partizipation vermehrt möglich wird?
  • In welchem Spannungsverhältnis stehen neue informelle Partizipationsmöglichkeiten am Verwaltungshandeln zu traditionellen demokratischen Prozessen?
  • Welchen Einfluss hat die fortschreitende digitale Transformation auf die Partizipation am Verwaltungshandeln?

Partizipation war nicht nur Thema der diesjährigen Herbsttagung, sondern sollte sich auch im Tagungskonzept wiederspiegeln. Deshalb wurde das Tagungsprogramm (Inhalte, Referentinnen und Referenten, Workshops etc.) mit der SGVW-Community ko-produziert.

Mit dabei waren (u.a.):

  • Walter Thurnherr, Schweizer Bundeskanzler und SGVW Präsident
  • Caroline Brüesch, Professorin ZHAW für Public Management
  • Johanna Gapany, Conseillère aux États pour Fribourg
  • Michael Schöll, Direktor Eidg. Bundesamt für Justiz
  • Alexander Mertes, Dozent ZHAW für Public Management und E-Government
  • Andreas Seonbuchner, Gründer und CEO von CitizenTalk
  • Lukas Golder, Co-Leiter gfs.bern
  • Uwe Serdült, Professor am e-Society Lab der Universität Ritsumeikan (Japan) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Demokratie Aarau ZDA
  • Lucas Nicolussi, Chief Digital Officer bei Stadt Uster
  • Leonie Schüssler, Projektleiterin Quartierentwicklung Stadt Luzern
  • Matthias Holenstein, Geschäftsführer der Stiftung Risiko-Dialog
  • Anna-Lena König, Stiftung Risiko-Dialog
  • Nadia Qadire, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Forschungsprojekte DSJ
  • Ira Differding, Bereichsleiterin engage.ch DSJ
  • Dario Meloni, Senior Projektleiter beim staatslabor
  • Christoph Marschner, Direktor KPMG, Leiter Digitale Transformation Public Sector/Healthcare
  • Che Wagner, Projektmanager bei CivicLab und Programmleiter bei ProFuturis
  • Lukas Gresch, Generalsekretär EDI und SGVW

Impressionen und Stimmen zu den Herbsttagungen der SGVW

SGVW-Herbsttagung 2021: Den Staat digital neu denken
SGVW-Herbsttagung 2019: Macht und Machtverschiebung im digitalen Staat
SGVW-Herbsttagung 2018: Digitale Verwaltung